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Digital Business

Welche Arten von MVPs gibt es?
5
Minuten Lesezeit
Infografik MVP Arten MVP Typen
Georg Bergjohann

Überraschung: Nicht jedes MVP ist wirklich ein Produkt, auch wenn MVP für Minimal Viable Product steht. Teilweise wird lediglich suggeriert, ein Produkt würde am Markt existieren, obwohl es in Wirklichkeit (noch) nicht verfügbar ist. Im Marketing wird dieses Vorgehen auch als Smoke Test bezeichnet.

Warum Existenz von Produkten vortäuschen?

Bevor wir uns die unterschiedlichen Typen und Formen von MVPs anschauen, möchten wir die Frage beantworten, warum die Existenz eines Produkts vorgetäuscht wird. Die Antwort ist recht simpel: um Kosten und Zeit zu sparen. Eine Entwicklung – selbst mit minimalen Funktionen – ist ggf. zu teuer, aufwendig oder es fehlen Ressourcen bzw. das Know-how. Ein weiterer Grund ist fehlendes Wissen darüber, ob überhaupt ein ausreichendes Interesse der Konsument:innen besteht.

Zum Vortäuschen werden etwa Landingpages verwendet, auf denen Mockups des Produkts abgebildet sind. Die Landingpages werden gezielt beworben. Sie suggerieren, ein Produkt würde existieren oder bald zur Verfügung stehen. Anhand unterschiedlicher KPIs (Anmeldungen, Vorbestellungen, Klicks, Engagement Rate, Anfragen etc.) wird anschließend analysiert, ob es sich lohnt, das Projekt voranzutreiben.

Welche Arten von MVPs gibt es?  

Low Fidelity MVPs

Low Fidelity MVPs sind dadurch gekennzeichnet, dass sie verhältnismäßig einfach und schnell zu erstellen sind. Das Ziel ist, das Problem und die Bedürfnisse der Kund:innen zu verstehen, um darauf basierend eine Lösung zu erarbeiten. Zudem lässt sich mit einem Low Fidelity MVP mit wenig Aufwand überprüfen, ob überhaupt ein Bedarf besteht.

Landingpage MVP / Video MVP / Blog MVP / Social Media MVP / Ad Campaign MVP...

Wie oben bereits beschrieben, wird hier nur vorgetäuscht, es gäbe schon die beworbenen Produkte. Auf einer Landingpage, in einem Clip / Blog / Ad Campaign, auf Social Media oder mithilfe eines anderen Marketing- oder Kommunikations-Channels werden die in Wirklichkeit nicht existierenden Produkte präsentiert. Auf diese Weise soll zunächst Feedback darüber gesammelt werden, ob die Idee Marktpotenzial hat. Ein sehr bekanntes Beispiel für den Einsatz von Landingpage und Video MVP ist Dropbox:. Die Dropbox-Gründer Housten und Ferdowsi stellten in einem Video ihre Idee vor, gleichzeitig konnten sich Interessierte auf einer Landingpage informieren und bei Interesse anmelden. Die Anmeldungen waren so zahlreich, dass Dropbox direkt in die der Entwicklung gestartet ist.

Low Fidelity MVP

High Fidelity MVPs

Zu den High Fidelity MVPs zählen alle nachfolgenden MVP-Typen. Ihre Entwicklung ist komplexer und dementsprechend ressourcenintensiver. Die Erkenntnisse, die sie liefern, sind in der Regel jedoch qualitativer als die von Low Fidelity MVPs.

Fundraising MVP

Auch das Fundraising MVP existiert (noch) nicht. Allerdings wird das nicht verschwiegen. Das ist der große Unterschied zu den Low Fidelity MVPs und liegt in der Natur der Sache. Die Investitionsbereitschaft für die konkrete Idee dient als Signal dafür, wie interessant und marktfähig das Fundraising MVP als echtes Produkt in der Realität sein könnte.

Concierge MVP

Ein Concierge MVP simuliert eine digitale Anwendung, während Menschen die eigentlichen Tätigkeiten ausführen. Sie begleiten die Anwender:innen durch die gesamte Nutzung des Produkts. Das wissen die Anwender:innen auch. Das Concierge MVP hilft damit, die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Produktidee zu evaluieren, bevor das Produkt vollständig entwickelt wird. Auf diese Weise können Entwicklungskosten eingespart werden. Allerdings ist es langfristig nicht sinnvoll, auf eine Simulation zu setzen – erst recht, wenn das Produkt skalieren soll. Speziell bei einfachen Routine-Jobs sind Menschen zudem fehleranfälliger als Softwarelösungen.

Wizard of OZ’

Ein Wizard of OZ’ MVP funktioniert wie ein Concierge MVP. Im Gegensatz zum Concierge MVP wissen die Nutzenden allerdings nicht, dass Menschen die Hauptaufgaben manuell erledigen. Auf diese Art können User-Interaktionen gründlicher studiert und bei der späteren Entwicklung schon berücksichtigt werden. Auch beim Wizard of OZ’ werden Entwicklungskosten eingespart, aber auch hier funktioniert das Ganze nicht langfristig nur mit Menschenhand.

Piecemeal MVP

Das Piecemeal MVP ist ähnlich dem Concierge und Wizard of OZ’, allerdings werden bereits vorhandene Services und Tools in Kombination eingesetzt, um das Produkt anbieten zu können. Um also die geforderten Leistungen zu erbringen, werden mehrere Technologien integriert. Durch die Nutzung bestehender Technologien werden auch hier Entwicklungskosten eingespart. Nachteilig ist natürlich, dass die genutzten Tools nicht aufeinander abgestimmt sind. Dadurch kommt es in der Regel zu Ineffizienzen oder den Kund:innen können keine optimalen Lösungen angeboten werden.

Für die oben genannten MVP-Typen sind in der Praxis auch Ausprägungen üblich, bei denen einige Features tatsächlich schon entwickelt wurden und funktionieren, andere Features hingegen noch manuell mit anderen Tools erbracht werden. Projektteams sollten hier genau überlegen, welches Features sie schon entwickeln – und bei welchen sie vorerst auf Menschenhand oder externe Tools setzen.

Single Feature MVP

Ein Single Feature MVP hat nur eine Kernfunktion. Die Nutzenden werden dadurch nicht von anderen Features abgelenkt. Das Projektteam kann sich so sehr fokussiert auf die Analyse der User-Interaktionen mit dem Feature konzentrieren. Wichtig ist hierbei, dass das Feature Eigenschaften besitzt, die sich von Produkten der Wettbewerber bzw. von Substituten deutlich abheben. Die Single-Feature-Entwicklung ist zwar in der Regel aufwendiger als die Entwicklung der oben bereits genannten MVP-Typen, aber dennoch günstiger als die Entwicklung eines MVPs mit gleich mehreren Features. In Märkten mit starkem Wettbewerb sind Single Feature MVPs hingegen nicht sinnvoll. Hier kann das MVP im Vergleich zu Konkurrenzprodukten als leistungsschwach empfunden werden. Single Feature MVPs eignen sich in der Regel zudem eher im B2C-Segment als bei B2B.

Fazit

Für jedes Szenario existiert ein passendes MVP-Modell. Low Fidelity MVPs lassen sich schneller und günstiger realisieren als High Fidelity MVPs. Low Fidelity MVPs liefern dafür in der Regel Erkenntnisse mit geringer Genauigkeit. Sie eignen sich besonders dafür, einen grundsätzlichen Bedarf zu ermitteln sowie Probleme und Bedürfnisse von Kunden in Erfahrung zu bringen. Projektteams sollten genau überlegen, mit welcher Art von MVP sie starten. Ausschlaggebend für die Wahl des initialen MVPs ist neben anderen Faktoren besonders der (nicht vorhandene) Informationsstand über die Marktchancen. Zunehmende Wettbewerbsverdichtung, Technologisierung und immer kleiner werdende Nischen machen es jedoch schwieriger, mit reinen Low Fidelity MVPs zu starten. Bei all den Definitionen sollte zudem beachtet werden, dass es natürlich auch Hybride und Mischformen gibt, die sich nicht passgenau in die vorgestellten MVP-Arten kategorisieren lassen.

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